Die Suaq Orang-Utans zeigen das höchstentwickelte und variantenreichste Verhalten aller Orang-Utan Populationen. Wir vermuten, dass das Entstehen ihrer komplexen Kultur durch die hohe soziale Toleranz erleichtert wurde: da die Suaq Orang-Utans selbst nicht verwandte Individuen in nächster Nähe tollerieren , können junge Tiere von einer grösseren Zahl von Artgenossen lernen. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine neue Entdeckung an andere Individuen weitergegeben wird, in Suaq deutlich grösser als anderswo. Dies ermöglicht es letztlich, dass Erkenntnisse und Fertigkeiten von einer Generation an die andere weiter gegeben werden.

A stick tool made by Lilly. Photo Credit: Caroline Schuppli, February 2011.

Suaq Orang-Utans setzen Werkzeuge ein …

Als Ausdruck ihrer kulturellen Komplexität ist die Suaq Population eine der einzigen in der der flexible Gebrauch von Werkzeugen bei der Futtersuche vorkommt. Werkzeuge werden aus kurzen geraden Zweigen gefertigt die abgebrochen, von Rinde befreit und oftmals am Ende zu einer Bürste zerkaut werden.

Mocca using a tool to get the seed out of a cemenang fruit. Photo credit: Anna Marzec, May 2015.

 … um an die Samen der Neesia Frucht zu gelangen …

Am Rande des Suaq Torfsumpfwaldes befinden sich Neesia Bäume (Neesia aquatica) deren Früchte nahrhafte Samen enthalten, einem der bei den Suaq Orang-Utans beliebtesten Nahrungsmittel. Diese Samen befinden sich versteckt in einer sehr harten, fussballförmigen Schale wo sie überdies durch eine Unmenge von rasiermesserscharfen Nadeln geschützt sind. Orang-Utans in Suaq führen Werkzeuge in Risse der Fruchtschale ein und indem sie diese dann auf und ab bewegen, lösen sich die Samen von der Frucht worauf sie dann von oben direkt in den Mund fallen gelassen werden.

Xavier using a tool. Photo credit: Mudin, May 2013.
Xavier using a tool to get sweat bees out of a tree hole. Photo credit: Mudin, May 2013.

… und Zugang zu verschiedenen Insektenprodukten zu erlangen.

Die Suaq Orang-Utans benutzen auch Werkzeuge um an Termiten oder Ameisen zu gelangen oder auch an den Honig von Bienen, der sich versteckt in Nestern oder Baumhöhlen befindet. Dabei wird das Werkzeug vorsichtig ins Nest oder die Baumhöhle eingeführt, auf und ab bewegt, um es dann zurückzuziehen und die Insekten abzulecken. Die meiste Zeit über ist das Werkzeug zwischen den Zähnen festgeklemmt; nur für die grössten Werkzeuge, welche gebraucht werden, um Termitennester auf zuhämmern, werden die Hände benutzt. Die Suaq Orang-Utans verwenden ihre Werkzeuge flexibel und passen sie hinsichtlich ihrer Länge, Dicke und Flexibilität den jeweiligen Anforderungen an. Um zu verhindern, dass sie von Bienen gestochen werden, benutzen die Suaq Orang-Utans blattreiche Zweige, um diese wegzuscheuchen oder wickeln gelegentlich auch Blätter um ihre Hände, Handschuhen gleich.

Lisa, resting in her day nest. Photo credit: Caroline Schuppli, June 2013.

Suaq Orang-Utans wenden die hochwentwickelte Technik im Nestbau an

Jeden Abend bauen sich die Orang-Utans hoch oben im Baum ein Nest, in dem die Nacht verbringen. Die Grundstrucktur dieser Nester wird aus zurechtgebogenen Zweigen angefertigt wobei weitere Elemente wie Kissen oder Decken, auch aus Zweigen und Blättern gemacht, hinzugefügt werden. Wenn eine regnerische Nacht bevorsteht, wird ein Dach über dem Nest errichtet oder das Nest kommt unter ein altes zu liegen, damit es schön trocken bleibt. Ähnlich wird für Ruhepausen während des Tages an Sonningen Tagen ein Sonnenschutzdach gebaut um zu starke Sonneneinstrahlung zu verhindern. Wenn sie von einem Bienenschwarm attackiert werden, bauen sich die Suaq Orang-Utans ein Nest in blattreichen Ästen, welches wiederum mit einem Dach aus vielen Blättern abgeschlossen wird. Sie können in solchen Nestern ganz abtauchen und warten, bis die Bienen abgezogen sind.

Die Kultur der Suaq Orang-Utans geht weit über den Gebrauch von Werkzeugen und komplexe Nestbautechniken hinaus, wobei viele Facetten dieser Kultur erst noch zu erforschen sind.